MotoGP auf dem Sachsenring: das erste Mal als akkreditierter Fotograf für motorsportpics.de an der Rennstrecke. Ein einzigartiges Erlebnis, gerade auch weil ich auch Zugang zur Boxengasse hatte - näher kommt man der Action wohl kaum. Aber auch die Atmosphäre rund um die Strecke mitten in Sachsen ist etwas Besonderes: Man spürt, dass die Region den Grand Prix lebt. Und von ihm lebt. Hoffentlich bleibt das Rennen im Kalender, denn ohne die MotoGP wäre die Umgebung um einiges ärmer. Nicht weil sie nicht schön wäre - sondern weil sie so womöglich aus dem Bewusstsein vieler Menschen verschwindet - aber eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. 
Der King vom Ring: 10 klassenübergreifende Siege zwischen Hohenstein-Ernstthal und Hermsdorf sprechen für sich. Kein Zweifel, dass Marc Marquez aktuell der schnellste und kompletteste Fahrer der Konkurrenz ist. Und fotogen ist er dabei auch noch: Dank seiner kontrastreichen Kombi, dem roten Helm und der markanten Verkleidung am Motorrad konnte ich selbst mit meiner alten 7D Mark I gute Bilder schießen. Darunter auch der Mitzieher aus der Boxengasse. Ein Traumbild für mich: Dynamisch dank der Bewegung, intensiv mit dem Blick aus dem offenen Helm heraus und genau dort scharf, wo es nötig ist. Dass es auch noch eines der ersten Bilder vom Wochenende ist, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. So darf jedes Rennwochenende beginnen!
Vom einen Großmeister zum Nächsten: Die Rede kann nur von der lebenden Legende Valentino Rossi sein. Lange musste ich um gute Bilder vom "Dottore" kämpfen, mal wegen Problemen mit der Kamera, mal wegen einer unruhigen Hand. Schlussendlich war es das Warten aber wert, denn im Warm-Up am Sonntag bescherte mir Vale eines meiner Lieblingsbilder des ganzen Wochenendes. Im Omega konnte ich ihn endlich scharf ablichten. Das Bild erinnert mich an Star Wars, genauer gesagt die finale Schlacht auf dem Waldmond Endor: Dort schießen die Protagonisten auf Speedern auch durch das Grün. Zwar geht es bei mir nicht um das Schicksal der Galaxis, aber zumindest um gute Bilder. Und noch wichtiger: Trotz einer durchwachsenen Saison hat Vale sein Lächeln nicht verloren.
Joan Mir erwies sich mit seiner gelben Startnummer auch als dankbares Fotomotiv - die Kontraste lassen grüßen. Vor allem blieb er aber im Gegensatz zu Teamkollege Alex Rins auf der Suzuki sitzen. Der konnte zwar schon auf dem Circuit of the Americas ein Rennen gewinnen und sah beim Mitzieher in der Zielkurve toll aus, rutschte am Sachsenring aber am berüchtigten Wasserfall in den Kies.
Apropos Wasserfall: Offiziell heißt der superschnelle Knick inzwischen "Ralf-Waldmann-Kurve", in Gedenken an den vergangenes Jahr verstorbenen Ex-Piloten aus Deutschland. Aufnahmen lassen sich hier nicht nur vom Fuß des Bergs machen, sondern auch von der Seite. Diese Stelle wiederum ist sehr dankbar für dynamische Mitzieher, so lassen sich die doch etwas in die Jahre gekommenen Holzwände im Hintergrund gut kaschieren. Vor allem hat man hier aber dank des einzigartigen Layouts der Strecke zusätzlich den Luxus, auch die erste Kurve einsehen zu können. Insgesamt ist der Sachsenring aus meiner Sicht sehr fotografenfreundlich - kurze Wege, schöne Perspektiven und dank der reichhaltigen Vegetation ein gewisses Flair. An dieses Stelle auch nochmal einen großen Dank an die Shuttle-Fahrer, die uns immer schnell und sicher an die verschiedenen Foto-Spots befördert haben!
Ein bisschen Kunst der Kunst wegen: Takaaki Nakagami in der vorletzten Kurve. Es muss auch um den GP von Deutschland gewesen sein, dass sein Verhältnis zu Teamkollege Cal Crutchlow gekippt ist. Der Brite ist auf den Japaner nach einem harmonischen Saisonstart gar nicht mehr gut zu sprechen. Nakagami-San fordert nämlich eine aktuelle Maschine, sollte er nächstes Jahr weiter bei LCR-Honda fahren. Und auf der Strecke hat er dem Briten wohl auch nicht immer die großen Gefallen getan. Wir werden sehen, wie sich die ganze Sache entwickelt ...
So nah liegen Freude und Trauer im Motorsport zusammen. Während Alex Marquez es seinem Bruder gleichtat und in der Moto2 gewann, stürzte sein spanischer Landsmann Iker Lecuona in der letzten Runde. In der letzten Kurve, beim Duell um Platz drei. Der am Boden zerstörte 19-Jährige ging am Ende zu Fuß in Richtung Boxengasse, ehe Tom Lüthi ihn huckepack nahm. Aber erst, nachdem er sich vor Enttäuschung nochmal in den Kies geworfen hatte und die kleinen Steinchen mit beiden Fäusten bearbeitet hatte. Typisch Motorsport eben: Der schönste und schrecklichste Sport zugleich.
Kunde: motorsportpics.de. Jahr: 2019. Kategorie: Sportfotografie.
Back to Top